Sans abri et libéré de prison
Travail social et dignité humaine
En Allemagne, il y a 372 000 sans abri ( + 130 000 rēfugiés d’Ukraine !) dont 40% de femmes. Une grande part sort d’un emprisonnement pour petits délits et n’ont pas été préparés à cette sortie (un aménagement de ces peines évitant la prison est indispen-sable, mais non prēvu !).
Ceux-ci souhaitent la sécurité, une alimentation et des soins médicaux corrects, le res-pect (surtout de la police !), une inclusion dans la société et les décisions individuelles à leur sujet, l’accès gratuit à un avocat, enfin, très important, un toît sur la tête, càd un logement décent !
Plus de nuit sur le béton, dans le froid, avec des souris dans son sac de couchage !
Im folgenden wird die Vision einer befreienden sozialen Arbeit beschrieben. Sie orientiert sich an der Idee der Menschenwürde und sozialer Gerechtigkeit (Sozialphilosophin Martha Nußbaum). Dann erzählt Herr J. aus seiner Erfahrung aus Obdachlosigkeit und Haft. Dar-aus folgen Forderungen.
1- Menschenwürde. Vision einer befreienden Sozialen Arbeit.
Der „capability- Ansatz“ zeigt eine Sicht von Armut und Armutsbekämpfung, die über eine eindimensionale Armutsdimension (Einkommen) hinausgeht. Es geht also auch um die Themen der Befähigung und Beteiligung und um die Frage, was der Mensch für ein gutes und gelingendes Leben benötigt. Dazu gehört ein Bild vom Menschen, daß jeder Mensch zu einem guten, selbstbestimmten und sozial integrierten Leben befähigt ist. Solche Ziel-vorstellungen vom menschlichen Leben sind ein Maßstab für soziale Gerechtigkeit und soll-ten deshalb von auch allen Regierungen und Institutionen geachtet und umgesetzt werden. Einige zentrale Punkte der „Central human capabilities“ (Hier nur knapp zusammengefaßt) :
Leben
Gesundheit
Körperliche Unversehrtheit
Sinne, Vorstellungen und Denken
Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Beziehung zu Menschen und Umwelt
Freude erleben
Über die Umwelt mitbestimmen
2- Wohnungslosigkeit und Haft
Wohnungslose zählen zu den meist verletzlichen Personen: Es besteht Gefährdung in meistens in mehreren wichtigen Lebensbereichen: Gesundheit, Bildung, Arbeit, Wohnen, soziale Teilhabe. Sie leben in Notunterkünften (auch Familien), notdürftig bei Bekannten oder Verwandten oder auf der Straße. In Deutschland liegt die Zahl der Wohnungslosen aktuell (2022) bei ca. 372.000 Menschen. Davon sind etwa 40 Prozent Frauen. Dazu ka-men 2023 130.000 obdachlos Untergebrachte Menschen aus der Ukraine
Das Thema „obdachlose Menschen mit Hafterfahrung“ ist wichtig, weil damit viel Wahl-kampf betrieben wird. Rufe nach Gesetzesverschärfungen und drastischen Maßnahmen sind auch Themen von Rechtsradikalen. Sie beruhen auf Vorurteilen gegen soziale Minder-heiten ohne Kenntnis der Fakten und der Lebenslagen von Obdachlosen. Unter den Inhaf-tierten sind Wohnungslose eine der größten Gruppen. Es sind Personen, die z.B. wegen „Bagatelldelikten“ „Schwarzfahren“ „Kleindealerei“, Ladendiebstählen verurteilt wurden.
3- Das Interview : Der Obdachlose Herr J. erzählt aus seinem Leben : Wie war das so in Deiner Kindheit?
„In meiner Kindheit bin ich ... in einer Pflegefamilie aufgewachsen. Nach der Scheidung der Pflegeeltern wurde es chaotisch. ... Nach meinem 10. Lebensjahr ging es abwärts. Ver-trauen zu Menschen ging verloren und die schulische Leistung ließ nach. Danach kam ich in das betreute Wohnen der Jugendhilfe. Ich konnte verschiedene Berufe ausprobieren. Ich bin aber nicht recht vorangekommen. Eine Ausbildung zum Zimmermann habe ich 2013 zum Beginn des dritten Lehrjahres abgebrochen.“
Wie war das mit Deiner Beziehung?
Ich war ca. 2 Jahre lang mit einer Frau zusammen, die selbst ein sehr schweres Leben ge-habt hat und Gewalterfahrung … Alkohol, Amphetamine, Extasy. Gekifft habe ich erstmals mit 14. Die Beziehung habe ich nach vielen Krisen beendet.
Welche Erfahrungen hast Du mit Obdachlosigkeit gemacht ?
Ich habe schon mit 14 Jahren draußen geschlafen, wenn ich mal Ärger in der Familie hatte. Aber richtig wohnungslos war ich erstmals etwa mit 20 Jahren. Mit verschieden oft schlech-ten Jobs hat es nicht geklappt. Auch mit der Wohnung: zu laute Musik und keine Miete keine Lust auf das Sozialamt. Ich habe auch in Schrebergärten gewohnt – das ist mein Ding. Bis zu meinem 29. Lebensjahr: Strasse, Schrebergärten Obdachlosenunterkünfte: Obdachlosenunterkünfte, das war Elend pur: Schlechte Hygiene und Menschen mit enor-men Problemlagen: Drogen, Alkohol, Psychische Probleme, Streitsüchtige etc. Sie müßten eigentlich individuell behandelt werden.
Wie bist zur Offenburger Wohnungslosenhilfe gekommen?
Da hatte ich vor vielen Jahren Kontakt durch einen Freund ... So kam ich an ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft für ca. 1½ Jahre bis 2020. Ein Dach über dem Kopf und das Zu-sammenleben war mir wichtig. Auch die Unterstützung der Sozialarbeit.
Wie war das mit Deiner Straftat ?
Meine Straftat im Jahr ca.2017-18: Für Körperverletzung („Blaues Auge“) gab es 12 Mona-te. Für Beamtenbeleidung gab es 10 Monate. Ich habe aber die volle Gewalt von der Poli-zei erlebt. ... seit Oktober 2021 war ich sieben Monate auf der Flucht.
Und wie war es während der Haftzeit?
Nach gesetzlicher Vorschrift zur Gestaltung des Strafvollzuges (§3 Strafvollzugsge-setz) gibt es folgende Grundsätze :
Der Vollzug soll allgemeinen Lebensverhältnissen angeglichen werden.
Schädlichen Folgen des Freiheitsentzuges ist entgegenzuwirken
Inhaftierten geholfen werden, sich in das Leben in Freiheit einzugliedern
„Es ist meiner Meinung nach eher ein Wegsperrvollzug. Ich habe von anderen Mitgefange-nen gehört, dass es auch offenere Möglichkeiten des Vollzugs gibt: z.B. körperliche Bewe-gung und Sport, Zeit für die persönlichen Angelegenheiten. Aber die Wirklichkeit ist: Maxi-mal 16 Stunden in der Zelle (Samstag und Sonntag) am Stück – das finde ich schlimm. Da ist noch viel mehr im Argen: Konflikte, ärztliche Versorgung, Sozialarbeit ... Dabei hätte ich viel zu besprechen gehabt. Es gab zu wenig kulturelle Angebote: ... Ein Chor mit geistlichen und weltlichen Liedern, rap und Möglichkeit, Kaffee zu trinken und miteinander zu reden..
... Und nach der Entlassung aus dem Gefängnis?
„Entlassungsvorbereitung wäre wichtig gewesen. … Selbst eine Notunterkunft der Stadt sei überfüllt gewesen . Ich glaube, man war froh, mit mir nichts zu tun zuu haben.“
Derzeit schlafe ich mit einem Schlafsack auf dem Estrich (Zement).
Es schlafen auch Mäuse in meinem Schlafsack. Mit denen habe ich schon geku-schelt
– kann man mit etwas schwarzem Humor sagen.“
4- Forderungen
„Früher haben wir Gefangene auf ein Leben in Freiheit mit Wohnung und Arbeitsplatz vor-bereitet. Heute entlassen wir sie in Arbeitslosigkeit, womöglich sogar in Obdachlosigkeit. Die Rahmenbedingungen „draußen“ sind nun mal alles andere als günstig und für unsere Klientel – strafrechtlich in Erscheinung getreten und womöglich drogenabhängig – umso problematischer“ (Jörn Fögen, Leiter der JVA Köln 1996-2006, in: Klaus Jünschke 18, 2023)
Ausweitung des Täter-Opfer-Ausgleichs zur Vermeidung von Haftstrafen
und zum Abbau der Haftplätze
Bessere Möglichkeiten zur Aufarbeitung von Konflikten innerhalb und außerhalb des Gefängnisses
Die Gestaltung des Strafvollzugs muß sich am „normalen Leben“ orientieren, soweit es möglich ist. Die Gefangenen dürfen nicht vom sozialen und kulturellen Leben iso-liert werden.
Beteiligung z.B. durch Gefangenenmitverantwortung sichern
Vorbereitung auf das Leben nach der Haftentlassung, vor allem zur Vermeidung von Arbeits- und Obdachlosigkeit
Sicherstellung angemessener (Langzeit) Besuchsräume
Ermöglichung von kostenloser Beratung durch einen Rechtsanwalt
AKI KIOK
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